Der registergestützte Zensus im Überblick
Zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland wurden beim Zensus 2011 gar nicht befragt. Dank der neuen registergestützten Methode war das beim Zensus 2011 jedoch kein Problem, diese Personen wurden bei der Zählung trotzdem berücksichtigt. Wie der neue Zensus funktioniert, erklären wir Ihnen hier.
Ziel des Zensus 2011 – mehr als nur Bevölkerungszahlen
Der Zensus 2011 hat das Ziel, eine möglichst genaue Momentaufnahme von Basisdaten zur Bevölkerung, zur Erwerbstätigkeit und zur Wohnsituation zu liefern. Stichtag dieser Momentaufnahme war der 9. Mai 2011.
Das Besondere an den Zensusergebnissen ist, dass sie sehr kleinräumige Auswertungen ermöglichen. Denn der Zensus 2011 stellt nicht nur für Bund und Länder, Regierungsbezirke und Kreise, sondern auch für Kommunen aussagekräftige Planungsdaten bereit. Die Ergebnisse für Gebäude und Wohnungen können von Kommunen, die über eine abgeschottete Statistikstelle verfügen, sogar für einzelne Straßenzüge ausgewertet werden.
Europaweite Vergleichbarkeit trotz unterschiedlicher Methoden
Die Europäische Union (EU) schreibt ab dem Jahr 2011 für alle Mitgliedstaaten die Durchführung von Volks-, Gebäude- und Wohnungszählungen im Abstand von zehn Jahren vor. Damit die Ergebnisse auf europäischer Ebene vergleichbar sind, müssen alle Mitgliedstaaten einen festgelegten Umfang von Merkmalen liefern. Ihnen bleibt dabei jedoch eine große Wahlfreiheit in der Methode, mit der diese Informationen gewonnen werden.
Das deutsche Zensusmodell 2011 im Überblick
Zur Umsetzung des EU-weiten Zensus hat sich Deutschland – statt wie bisher für eine Vollerhebung – für eine registergestützte Methode entschieden. Das bedeutet, dass bereits vorhandene Verwaltungsregister als Datenquellen genutzt werden, die in bestimmten Bereichen durch eine Verknüpfung von Vollerhebungen und Stichprobenerhebungen ergänzt werden.
Nutzung von Registerdaten
Der technische Fortschritt ermöglicht heute die Nutzung von Daten, die in Registern der Verwaltung bereits vorhanden sind. Aufgrund der in Deutschland geltenden Meldepflicht stehen in allen Kommunen Melderegister zur Verfügung, die vergleichbare Informationen enthalten. Darüber hinaus verfügt die Bundesagentur für Arbeit über Informationen zu allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie zu allen arbeitslos oder arbeitsuchend gemeldeten Menschen. Schließlich können die öffentlichen Arbeitgeber Daten über Beamte, Richter und Soldaten liefern.
Diese Verwaltungsdaten enthalten jedoch keine verlässlichen Informationen etwa zur Bildung, zum konkreten Beruf eines Menschen oder zur Wohnsituation. Auch lassen sich die Angaben zur Erwerbstätigkeit für bestimmte Gruppen (zum Beispiel für Selbstständige) nicht in Registern finden. Für Gebäude und Wohnungen gibt es in Deutschland flächendeckend überhaupt keine Registerdaten.
Ergänzende Befragungen
Deshalb mussten beim Zensus 2011 ergänzende Befragungen durchgeführt werden: beispielsweise die Gebäude- und Wohnungszählung, die Haushaltebefragung und die Befragung in Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften. Letztere war notwendig, weil die Melderegisterdaten zu dort lebenden Personen oft erhebliche Unschärfen aufwiesen, wie der Zensustest gezeigt hat.
Haushaltegenerierung
Eine besondere Herausforderung besteht in der Verknüpfung der einzelnen Datenquellen. Für sich genommen kann mit den Ergebnissen der Gebäude- und Wohnungszählung etwa die Frage nach der Zahl der Wohnungen und ihrer Größe beantwortet werden. Aus den Melderegisterdaten lassen sich zum Beispiel Aussagen zur Zahl der Kinder im Kindergartenalter treffen. Aber der Zensus 2011 muss auch die Frage beantworten können, welche Wohnfläche beispielsweise Familien mit drei und mehr Kindern oder Alleinlebenden im Durchschnitt zur Verfügung steht. Diese Haushaltszusammenhänge werden in einem gesonderten Verfahren, der sogenannten Haushaltegenerierung, aus den einzelnen Erhebungsteilen gebildet.
Bevor das neue Verfahren für den Zensus beschlossen wurde, gab es zwischen 2001 und 2003 einen umfassenden Zensustest. Dabei wurde überprüft, ob mit der registergestützten Methode verlässliche Ergebnisse erzielt werden können. Der Test hat genau dies bewiesen: Mit dem neuen Verfahren gelang es, die Daten aus den verschiedenen Registern zusammenzuführen und auch darin auftretende Ungenauigkeiten statistisch zu bereinigen. So wurde sichergestellt, dass der registergestützte Zensus 2011 zu präzisen Ergebnissen führt.