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Fünf gute Gründe für den Zensus

Der Zensus 2011 wird durch die Zensuskommission wissenschaftlich begleitet. Sie besteht aus unabhängigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen. Die Kommission begutachtet die von den statistischen Ämtern entwickelten Konzepte, Methoden und Verfahren.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Zensuskommission kennen die Dringlichkeit und Notwendigkeit der Durchführung des Zensus in Deutschland nur zu gut. Schließlich gehört die Wissenschaft zu den Hauptnutzern der Daten der amtlichen Statistik und auch der Zensusergebnisse. Deshalb möchten wir an dieser Stelle einige von ihnen zu Wort kommen lassen, um uns den Stellenwert für die Wissenschaft und Forschung sowie für die Politik näher zu erläutern.

„Es gibt keine Datenquelle, die eine vergleichbare Qualität liefert, denn nur eine Vollerhebung wie der Zensus ist frei von Selektionsverzerrungen,“ begründet Dr. Hilmar Schneider, Direktor für Arbeitsmarktpolitik am Institut zur Zukunft der Arbeit, die Erhebung der Daten. Und er ergänzt: „Eine Stichprobenerhebung stellt keine Alternative zum Zensus dar.“ Ähnlich sieht es Prof. Dr. Hans Rattinger von der Universität Mannheim und fügt hinzu: „Die Wissenschaft braucht einen regelmäßigen Zensus, um ihre eigenen Stichproben halbwegs verlässlich eichen zu können.“

Durch den zunehmenden Abstand zu den letzten Volkszählungen (früheres Bundesgebiet 1987; DDR 1981) wird die Bevölkerungs- und Wohnungsfortschreibung immer ungenauer. „Falsche oder unzureichende Informationen über die Struktur unserer Gesellschaft führen im schlimmsten Fall zu Fehlsteuerungen und Ungerechtigkeiten,“ argumentiert Dr. Schneider. Seine Kollegin Dr. Heike Wirth von der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen in Mannheim sieht das genauso: „Die Aktualisierung der amtlichen Einwohnerzahlen habe eine regional gerechtere Umverteilung auf Grundlage des Länderfinanzausgleichs und des kommunalen Finanzausgleichs zur Folge. Hier kann man die Unter- beziehungsweise Überversorgung von Regionen aufdecken und die Zuweisungen in Zukunft fairer verteilen.“ Einen weiteren wichtigen Punkt spricht Prof. Rattinger in diesem Zusammenhang an: “Ohne regelmäßig aktualisierte Bevölkerungszahlen gibt es auch Ungerechtigkeiten bei der staatlichen Daseinsvorsorge.“

Neben dieser fiskalischen Relevanz spielt der Zensus auch für die politische Beteiligung eine wichtige Rolle. „Veränderungen in den amtlichen Einwohnerzahlen können auch Veränderungen in der Anzahl der Wahlkreise oder der zu wählenden Gemeinderäte nach sich ziehen.“ so Dr. Wirth.

„Darüber hinaus ist die Aufklärung der Bevölkerung, der Politik und der Wissenschaft über die soziodemografische Komposition der Bevölkerung (zum Beispiel Migrationshintergrund, Religion, private Lebensformen) ausgesprochen wichtig,“ argumentiert Prof. Dr. Heike Trappe, Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Familiendemografie an der Universität Rostock. Ergänzend merkt sie an: „Die Bereitstellung von verlässlichen Strukturdaten über die Einwohner Deutschlands dient als Grundlage für Fortschreibungen der Bevölkerung nach Geschlecht, Alter, Familienstand und weiteren Merkmalen.“ Ohne diese verlässlichen, durch den Zensus gewonnen Daten könnten somit keine qualitativ hochwertigen Fortschreibungen und Hochrechnungen durchgeführt werden.

Weiterhin können die Kommunen durch die Bereitstellung von kleinräumigen Strukturinformationen viel effizienter planen. In welche Einrichtungen für Jugendliche muss investiert werden? Welche Wohnbaufördermaßnahmen sollten angestrebt werden? Wie plant man die unterschiedlichen Infrastruktureinrichtungen? Wie hoch werden die zu erwartenden Pflegeraten sein? Dies sind nur einige Fragen, die die Länder und Kommunen durch die Aufbereitung der Ergebnisse viel besser beantworten und in Maßnahmen umsetzen können. Folglich kommt die effiziente Zukunftsplanung der eigenen Region uns allen zu Gute.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sich einig: Wir benötigen diese qualitativ hochwertigen Daten dringend, um in Zukunft die richtigen Entscheidungen in Politik und Gesellschaft zu treffen.

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